Vesper 〈[fɛ̣s–] f.; –, –n〉
Von lateinisch «vesper» (Abendstern), «vespera» (Abend)

  1. Ursprünglich die vorletzte der katholischen Gebetsstunden am späten Nachmittag
  2. Gottesdienst am frühen Abend
  3. (süddt., schweiz., österr.) Vesperbrot, Nachmittagsmahlzeit
  4. Nachmittägliche Arbeitspause, Feierabend

Siehe auch: Vesperläuten, vespern, Vespertrank
Nach: Duden/Wahrig, Fremdwörterlexikon

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Beim Festival Vesper I war das Spektrum des Programms ausgesprochen international, von Lübeck über Graubünden bis nach London. Vesper II konzentriert sich nun auf die beiden Städte Leipzig und Dresden. Vor allem spielt bei diesem Festival das Leipziger Zimmermannsche Caffée-Haus eine zentrale Rolle. Denn der Thomaskantor Bach liess es sich nicht nehmen, dort mehrere Jahre lang aufzutreten, vermutlich zusammen mit seinen älteren Söhnen.

Dresden – Das Festival beginnt mit Vespergesängen des Dresdner Hofs. Dort war der «böhmische» Komponist Jan Dismas Zelenka über lange Zeit für die Kirchenmusik zuständig. Zu seinem umfangreichen Werk gehören auch vier Sammlungen mit Psalmi Vespertini (Vesperpsalmen). Das Prager Ensemble Inégal interpretiert sie unter der Leitung seines Dirigenten Adam Viktora.

Ensemble Inégal Prag

So 03.03. Kirche St. Peter

Leipzig – Was Bach im noblen Zimmermannschen Kaffeehaus musikalisch genau bot, wissen wir nicht. Aber es wäre erstaunlich, wenn er dort nicht die satirisch-humorvolle Kaffeekantate zum Besten gegeben hätte. Das Ensemble der J.S. Bachstiftung St. Gallen wird sie aufführen – und es wäre erstaunlich, wenn sich sein Leiter Rudolf Lutz diese Gelegenheit zum Improvisieren entgehen lassen würde.

Vorher lassen wir der Fantasie etwas freien Lauf und stellen uns vor, dass bei Zimmermann gelegentlich auch mal Gäste aus dem «Ausland» auftraten – vielleicht so wie das Ensemble Ad Fontes mit Musik aus der Slowakei. Und zwischen den beiden Konzerten wird wohl auch etwas Caffée angeboten werden.

Ensemble Ad Fontes

Sa 09.03. Johanneskirche, Hans Bader-Saal

Dresden – In seinem nicht eben langen Leben schuf Michael Praetorius eine erstaunliche Menge Musik, vor allem religiöse. Und dies nicht nur für seinen eigentlichen Arbeitsort, den Hof von Wolfenbüttel, er war auch andernorts gefragt. So komponierte Praetorius Vespermusik für Dresden, und das Ensemble Cardinal Complex wird diese vollklingende Musik aufblühen lassen.

Ensemble Cardinal Complex

So 10.03. Kirche St. Peter

Leipzig – Eine ganz eigene Vespermusik hatte in Leipzig (und nicht nur dort) natürlich der Karfreitag: die Passion. Andrea Marcon ist mit dem Ensemble La Cetra heute einer der idealen Interpreten von Bachs Johannes-Passion.

La Cetra Basel

Fr 15.03. Fraumünster

Leipzig – Dresden: Zwar steht das Zimmermannsche Caffée-Haus heute nicht mehr; das Haus in der noblen Leipziger Katharinenstrasse wurde ein Opfer des Zweiten Weltkriegs. Doch fanden sich unlängst die Baupläne des Gebäudes wieder, so dass die Räume nun wenigstens virtuell wieder besucht werden können. Das Cembalo-Duo Aleksandra Grychtolik & Alexander Grychtolik bespielt sie mit Bach’schen Werken und Improvisationen. Und – wir fantasieren wieder etwas – vielleicht gastierte dort auch der Starlautenist des Dresdner Hofes, Silvius Leopold Weiss, als er 1739 Bach in Leipzig besuchte. Julian Behr verkörpert ihn musikalisch.

Leipzig – Bachs Musikensemble bei den Kaffeehaus-Konzerten war das Collegium musicum, das einst G.Ph. Telemann gegründet hatte. 1733 veröffentlichte dieser sein umfangreiches und vielfältiges Kompendium Musique de Table. Das Zürcher Barockorchester spielt bei diesem Festival den zweiten Teil dieser Tafelmusik, die Unterhaltung auf höchstem Niveau bietet.

Zürcher Barockorchester

So 17.03. Kirche St. Peter

Und dann natürlich noch die besonderen Akzente:

MKZ-Schüler*innen von OCTOPLUS offerieren Stücke aus dem Banchetto musicale von Johann Hermann Schein; als Thomaskantor war er einer von Bachs Vorgängern.

OCTOPLUS

So 10.03. Wasserkirche

Studierende der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK bieten wie immer ein echtes Apérokonzert mit Musik und Getränken in der historischen Weinschenke.

Aurélie Wolhauser
Mateo Jumbo Porras

So 03.03. St. Anna-Kapelle
Sa 16.03. Hotel Hirschen

Und zu guter Letzt: Das Musikwissenschaftliche Institut der Universität Zürich steuert wissenschaftliche Beiträge zum Komponisten Jan Dismas Zelenka bei.

Tagung
Ltg. Esma Cerkovnik

Sa 16.03. Musikwissenschaftliches Institut